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Erlebnisbericht Inferno Triathlon 2015 von Christian Haas

Auch Aussteigen muss man können

Ich habe meine Passion gefunden das weiß ich, da bin ich mir sicher. Leider konnte ich, wie im vergangenen Jahr, beim Extrem Triathlon Swissman auch den Inferno Triathlon in diesem Jahr nicht zu Ende bringen.

Habe ich mir meine Ziele zu hoch gesteckt?

Kaum zuhause angekommen hörte ich vom Inferno in der Schweiz. Die Strecke beim Inferno betragen 3,1 km für das Schwimmen, 97 km Rennrad fahren, 30 km MTB und einen 25 km Berglauf mit insgesamt 5500 hm auf 155 km. Da ich beim Swissman 223 km in 17Stunden und 10min erreicht hatte, dachte ich mir das müsste für mich zuschaffen sein.

Ich hatte Blut geleckt. Ich wollte am Inferno 2015 starten. Es sollte mein persönliches Highlight für die Saison 2015 werden. Ich freute mich total auf Grindelwald und auf das Dreigestirn Mönch – Eiger – Jungfrau, da ich die Orte schon vom Swissman kannte. Diese Bergkulissen sind einfach atemberaubend und jederzeit auch eine private Reise wert.

Nach der problemlosen Anmeldung im Frühjahr rückte der Inferno, schneller als gedacht, näher und näher. Seit dem 1. November 2014 hatte ich mich auf das Ereignis vorbereitet. Ich war 90km geschwommen, 4000 km Rad gefahren und 1000 km gelaufen. Im Juli hatte ich sogar zusätzlich beim Socialman Extrem Traithlon in Österreich bei einer Staffel als Läufer Teilgenommen um einen Berglauf zu Trainieren. ( 25 km/1800hm in 4:49 h auf das Hochtor.) Ich konnte auf 45000 überwundene Höhenmeter zurückblicken. Das machte mich zuversichtlich. Ich war fit für den Wettkampf.

Der Tag vor dem Rennen war bereits sehr aufregend. Das Rennrad in Thun einchecken, das Mountenbike in Grindelwald einchecken, die Laufsachen in Stechelberg unterbringen und zum Anschluss das Racebriefing in dem wunderschönen Mürren mit dem atemberaubenden Blick auf die Kette der Berner Alpen.

Nach einer sehr ruhigen Nacht und einem kleine Frühstück machten meine Freundin Mirjam und ich uns auf den Weg zum Schwimmstart nach Thun. Den Schwimmstart hatte ich mir tags zuvor gar nicht erst angesehen, da ich mir sehr sicher war, dass ich die 3.1 km bei einer Wassertemperatur 17°C und der vorhergesagten Witterung in einer Zeit von 1.10 Std schaffen konnte.

„Ich stehe jetzt wirklich hier, beim „Inferno Triathlon“, total unreal, dieser Gedanke“, dachte ich mir.

Ungewöhnlich, ich war nicht mal sehr aufgeregt, ich wusste was mich erwartet und gut vorbereitet war ich nun wahrhaftig auch.

Kurz vor dem Start verabschiedete ich mich von meiner Freundin, die mir viel Glück wünschte. Dann kam auch schon der Startschuss um 6:30 Uhr. Auf der anderen Seite des Sees leuchtete bereits das Schloss von Oberhofen, mein Ziel hatte ich also klar im Blick, dort mussten wir hinschwimmen. Mit jedem Atemzug den ich in mir aufnahm rückte ich den schneebedeckten Bergen, die von der Morgensonne aus angestrahlt worden waren, näher. Mit einer Ausnahme eines kleinen Bogens zu einer Standuppaddlerin bin ich auf einer direkter Route Richtung Oberhofen geschwommen.

Nach 1:13 h hatte ich mein Ziel ohne Probleme erreicht. Ich war glücklich, denn auch der Ausstieg lief reibungslos. Ich hatte keine Krämpfe bekommen. Ich war begeistert als ich wieder Boden unter meinen Füssen spürte und meine Freundin nach dem Schwimmausstieg sah. Wir wussten beide dass Schwimmen nicht zu meinen Paradedisziplinen gehört.

Der Wechsel aufs Rad klappte perfekt. Raus aus dem warmen Neo und rein ins Radzeug. Mein eigenes Vorhaben war die Rennradstrecke in 4.30 h zu schaffen. Mit dem nötigen Respekt den Bergen und der Radstrecke gegenüber machte ich mich los. Alles lief prima nach Wilderswil. Ein gigantisch schöner Ausblick auf den türkisen Thunersee, in dem ich vor einer halben Stunde noch geschwommen war. Am Berg konnte ich auch einige Athleten überholen, das tat mir sehr gut. Die Abfahrt Richtung Interlaken bin ich nicht in vollem Tempo bergab gefahren, da ich kein besonderer Freund zu hohen Risikos bin. Von Interlaken Richtung Meiringen bin ich nach meiner damaligen Empfindung ein gutes Tempo gefahren. Ich fühlte mich immer noch gut. Auf der anschließenden flachen 35km Strecke wollte ich mich nicht übernehmen – ich wollte schließlich das Ziel erreichen. Ich wusste das steilste Stück läge noch vor mir. Ich wollte Kraft sparen. Für die noch kommenden 20% Steigung mussten meine Beine Kraft haben. Es reichte dennoch nicht. Ab der 80km Markierung musste ich einige Meter schieben, das kostete mich immens Zeit. Ich dachte mir „Nur nicht stehen bleiben, immer weiter!“.

Trotz der Tatsache, dass ich für meine Verhältnisse gut unterwegs war würde es jetzt knapp. Ich war mir noch immer sicher. Der Cut-Off war in Grindelwalds um 13.15 Uhr.

Als ich dann auf der Grossen Scheidegg ankam konnte ich das Panorama nicht sehr lange genießen. Ich hatte noch eine sehr anspruchsvolle 7km Abfahrt vor mir und nur noch 15min Zeit um in Grindelwald anzukommen. Keine Ahnung wie ich das geschafft habe, ich habe es aber. Die Aussicht war trotzdem herrlich.

In Grindelwald kam ich nach 5:37:08 an. Deprimierend, 60 verdammte Minuten länger als ich von mir erwartet hatte. Es standen nicht mehr viele Mountenbikes an dem Ort an dem gestern so viele eingecheckt hatten - Scheiß Gefühl.

Mirjam reichte mir noch einen Schluck Pepsi, bevor es weiter ging. Ab jetzt saß mir die Zeit gewaltig im Nacken. Mit einem kleinen Gang sollte es über die kleine Scheidegg klappen. Hoffnungslos, nach 6km wurde ich von einem Teamfahrzeug des Infernos eingeholt.

Die 2 netten Menschen im Auto hatten mich überzeugt, dass ich froh und stolz sein konnte es soweit geschafft zu haben. Die heißen Temperaturen hatten allen Athleten zu schaffen gemacht.

Sie sagten mir ich könnte bis auf die kleine Scheidegg mitfahren und ab dort 15km Schlussfahrt Richtung Lauterbrunnen genießen.

Als ich dann mit drei weiteren Athleten im Auto saß verlor ich mich in Gedanken. Bin ich verzweifelt? Habe ich aufgegeben? Was kommt als Nächstes? Auf der Scheidegg angekommen unterbrach ich meine Gedanken und bedankte ich mich dann für die kurze Mitfahrgelegenheit.

Am Verpflegungsposten gönnte ich mir noch eine Pulyo bevor ich den Berg hinab fuhr.

Da ich hörte, dass die Mountainbikestrecke sehr anspruchsvoll sei wollte ich mich jetzt nur nicht mehr verletzen. 15km wollte ich genießen. Nach 3:17.29 kam ich in Stechelberg an. Schon von weitem sah ich Mirjam, die mich noch immer anfeuerte, aber das Rennen war für mich vorbei. DNF nach 10:08:55. Ein seltsames Gefühl, ein Triathlon ohne Laufen?

Im Nachhinein bin ich mit mir absolut zufrieden. Ich bin sogar über aus glücklich, dass ich es bis dort hin geschafft hatte und mit hoch erhobenem Haupt ausgestiegen bin, keine Leichtigkeit!

Es bleibt ein unvergesslicher Tag für mich. Ein Danke noch mal an das Ok Team und den Leuten, die mir von zuhause die Daumen drückten. Danke auch an Robert Keim ( Intersport Profimarkt Wolfstetter) für die super Ausrüstung. Ein besonderer Dank gilt meiner Freundin Mirjam, die mich vor und während dem Wettkampf super unterstützt hat.

Bilder vom Inferno von Christian Haas

Geschrieben von Christian Haas

Kontakt: hoasecharly at aol.com