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Transalp 2019 - Alex und Heiko

 

Alex Wasse und Heiko Gerhart gehen die Herausforderung Transalp 2019 an. Auf dieser Homepage wird ein Block veröffentlicht, in dem man die Aktivitäten und die Erlebnisse nachverfolgen kann.

 


Teil 1: Vorbericht:

 

Vorbericht!

Tour Transalp 2019


Nach 6 Monaten Vorbereitung ist es nun endlich soweit. 7 Tage von Innsbruck bis Riva über 800km und knapp 19000 Höhenmeter.

Wie war die Vorbereitung?
Wir haben wöchentlich ca. 3-4 mal die Woche gemeinsam trainiert. In Summe kommen wir auf ca. 5.500 km.

Wie war die Vorbereitung im kalten Frühjahr?
Wir haben vielfach 2-3 Std zusammen auf der Rolle oder auch im Clever trainiert. Gute Rollenprogramme machten die schweißtreibende Zeit recht kurzweilig.

Habt Ihr spezielle Leistungsdiagnostik in der Vorbereitung vorgenommen?
Ja wir waren am OSP Olympia Stützpunkt in Heidelberg. Eine Top Adresse für jeden Ausdauersportler!

Mit welchen Werten seid Ihr in die Vorbereitung und wo steht ihr heute?
Beim Test in Heidelberg (Spiro&Laktat) konnte Heiko bei seiner GA1 Schwelle bei einem Puls von 141 Schlägen 180 Watt treten - Alex war 10 Schläge höher bei ca 170 Watt. Dies entspricht bei einem Gewicht von 65kg bzw. 60kg ca. 2,8 Watt/kg Dauerleistung. Heute haben wir uns beide bei ca 215 bzw. 205 Watt eingependelt. 3,3 Watt/kg auf 5-6 Std sollte somit machbar sein. Wir sind mit der Entwicklung sehr zufrieden.

Wo wart Ihr außer im heimischen Spessart unterwegs?
Wir haben uns für ein spätes Trainingslager auf Mallorca entschieden. Dort verbrachten wir eine tolle Trainingswoche mit Stefan Neu und Andi Nebel. Neben effektivem Grundlagentraining wurden auch etliche Höhenmeter gesammelt.

Wie werdet ihr euch in den sieben Tage ernähren?
Heiko: in der Oberrohrtasche befinden sich gezuckerte Ingwerstücke, frische Datteln und Haribo Milchbären (Bald gibt es neue T. Gottschalk Werbung �.) Und natürliches Doping von Alex. Selbstgebackene Riegel mit Hanfprotein!
Alex: Banane sowie die guten selbstgebackenen Riegel und angesteckt vom Teampartner Datteln und Milchbären.  Wir danken auf diesem Wege nochmal unserem Sponsor der Gummitiere.

Wie sieht der Tag nach der Etappe aus?
Sofortige Regeneration mit Massage, viel Eiweiß, Kraftbrühe und basischen Voll- bzw. Fußbäder von Jentschura.

Wie sieht es mit eurem Sitzfleisch aus?
Jeder der den Film Höllentour kennt weiß was „Eules“ Gesäßcreme ist. Ohne dem Wundermittel von Assos geht nichts. Damit gibt es bestimmt keine tauben Eier bzw. wunde Mumu�.

Wie fährt man die 7 Etappen im Team?
Wir werden die 800km Seite an Seite fahren. Ein harmonisches Teamgefüge ist die Basis für ein erfolgreiches Rennen. Aufgrund des sehr ausgewogenen Leistungsvermögens passt die Zusammensetzung optimal.

Was sind die größten Ängste und Sorgen?
Aufgrund des sehr heißen Wetters von über 35 Grad müssen wir mit starken Wärmegewitter rechnen! Mit großem Respekt schauen wir auf die beiden Pässe  Passo Gavia und Mortitolo. Auf den Spuren von Marco Pantani werden wir sehen ob wie mit 34-30 bzw. 28-11 die richtige Übersetzung gewählt haben.

Auf was freut ihr euch am meisten?
Nach sieben Tagen Hand in Hand in Riva in den Gardasee zu springen und gesund den Kopf aus dem Wasser zu heben - natürlich auch auf das größte Eis das jemals am Gardasee serviert wurde!

Schon heute sagen wir alle lieben Dank für die vielen Trainingskilometer, welche wir mit vielen von euch absolviert haben.
Wir haben schon heute unser erstes Ziel erreicht - nämlich gesund und mit voller Motivation an der Startlinie zu stehen. Ab Sonntag berichteten wir täglich von unseren Eindrücken über die Alpen.

 


Teil 2: 1. Etappe:

Etappe 1 Innsbruck-Brixen 90km 1100HM

 

Die erste Etappe ist geschafft. Punkt 11:05 ertönte der Startschuss. Wir durften dank einer niedrigen Nummer aus Startblock A heißt fast ganz vorne auf die Strecke.

Die ersten 3,5km durch Innsbruck waren neutralisiert hinter einem Führungsfahrzeug. Leider war das Feld zu Beginn sehr nervös. Alex fuhr vor mir und ich als Begleitschutz hinter Ihr. Nach exakt 2km waren wir beide bestimmt für 50 Starter bekannt und hatten den mega Lacher auf unserer Seite. Da wir uns entschieden haben ganz rechts zu fahren um einen Massensturz zu vermeiden hatten wir die tiefhängenden Schilder von Innsbruck nicht auf der Rechnung. In einer Rechtskurve schaute ich nach unten - vor mir ein lauter Knall und als ich nach oben schaute hing mein Helm am Straßenschild. Es war wie Domino. Passiert ist zum Glück nichts aber das Feld hat sich vor lachen weggepisst.

 

Die ersten 20km ging es ansteigend die alte Brennerstraße hoch. Unter der Europabrücke durch Richtung Brenner. Von Beginn an haben wir richtig gute Gruppen erwischt. Leider war der Adrenalinausstoss die erste Stunde recht hoch. Puls und Watt ließen die Vernunft weit hinter sich. Wir schossen bis km 39 den Brenner hoch als wenn es kein Morgen gäbe. Nur nicht reißen lassen und nicht das Feld verlieren. Alex hat sich Mega geschlagen.

Mit ein paar mal zu drücken haben wir es auch geschafft. Danach ging es super rasant Richtung Sterzing. Wir mussten leider reißen lassen. In der Abfahrt gab es auch freien Gegenverkehr. Mit über 75 km/h bei dem Verkehr kann ich nicht komplett frei fahren. Zum Glück gab es noch ein vernünftiges russisches MixedTeam. Was der in der Ebene in die Pedale gehuft hat war unmenschlich. Wir mit 300 Watt im Windschatten und er hat das Loch zu der großen Gruppe wieder zu gefahren. Jeder der uns kennt weiß, dass wir die Lutscher vor dem Herrn sind. Bei km 75 wussten wir dass noch zweimal ein Anstieg über 100Hm kommt. Am Ersten galt es die Gruppe zu sprengen und am zweiten bei km 83,7 wo auch die offizielle Zeitnahme war die Bergwertung der Gruppe zu gewinnen.

 

Die letzten Körner des Tages wurden verbrannt und so fuhren wir mit dem dritten Frauenteam über die Zeitmatte. Nach 2:31 waren die 84km und 1100Hm Geschichte. Mega happy rollten wir die letzten 6km tiefenentspannt ins Ziel. Wir können nur eines sagen. Der Auftakt hätte nicht besser laufen können. Jetzt geht es in Brixen ins Entspannungsbecken. Morgen wartet die erste Königsetappe mit 3700 Hm und 143km. Ihr hört von uns.

Viele Grüße aus Italien in die Heimat.

 

Heiko & Alex

 


Teil 3: Etappe 2 Brixen-Kaltern 143km 3400HM

 

Wenn wir gestern im Kindergarten waren sind wir heute in die Schule gekommen und als Dörrobst im Ziel angekommen.

Aber als von vorne. Nach unserem 18. Platz vom Vortag durften wir heute morgen Punkt 9 Uhr bei 23 Grad aus dem Startblock B starten. Ähnlich wie gestern waren wir wieder sehr zeitig am Start.

 

Sehr ungewöhnlich für uns, dass wir mal überpünktlich sind;) Wir wollen aber vor dem Start keinen unnötigen Stress. Die ersten 30km gingen leicht ansteigend aus Brixen heraus. Leider ging das neutralisierte Getingel in gefühltem Schneckentempo noch länger als gestern.

Als wir dann endlich frei fahren konnten hatten wir leider heute nicht so harmonische Gruppen wie gestern. Bedeutete volle Konzentration, dass nichts passiert und der Gegenverkehr war auch nicht ohne. So ging es nach gut einer Stunde in den ersten Pass mit 1400 Hm.

Zu Beginn galt es Rampen mit 18 Prozent zu bewältigen. Wir fuhren heute zu Beginn viel verhaltener als gestern. Nachdem wir einen guten Tritt gefunden hatten war der erste Pass bei steigenden Temperaturen gut zu fahren. Bei km 43 war auf einer Höhe von 2200 Meter der Pass geschafft. Danach ging es 47km malerisch ins Tal nach Bozen.

Durch viele dankbare Tunnel erreichten wir den Talkessel von Bozen. Aus dem letzten Tunnel raus wusste wir was Italienische Sahara bedeutet.

Der zweite Pass mit über 1000 Hm galt es bei ca. 37 Grad in der Sonne zu bewältigen. Das schlimme war, dass die Verpflegung oben am Gipfel war. Die Birne hat gequalmt und die Flaschen waren leer und der Gipfel kam nur erschreckend langsam näher. Es war echter Brainfuck. Als wir die Oase erreicht hatten ging es uns wie den Kamelen in der Wüste. Gefühlt haben wir dort ca 15 Minuten Pause gemacht. Der Akku war leer und der Kopf kurz vor dem Hitzetot.

Dank eines Friedhofbrunnens nach der Verpflegung mit eiskaltem Wasser brachte die Wiederauferstehung. Eine erneut sehr lange und auch recht schnelle Abfahrt brachte uns dem Ziel bedeutend näher. Die letzten 15 km war ein Machtkampf mit den italienischen Autofahrer bei offenem Verkehr. Zum Glück ging alles gut.

Hier musste man verdammt wachsam sein. Leider war das Ziel in Kaltern auf dem Berg. So durften wir auf den letzten 2km nochmal fast 230 Hm bewältigen. Wir waren richtig froh als wir nach 6:42 über die Ziellinie fuhren. Das war echt eine harte Nummer.

 

Jetzt heißt es wieder die angenockten Beine wieder herzustellen. Morgen haben wir die nächste große Herausforderung vor uns. Ja ihr lest richtig - aufgrund von Lawinengefahr ist der Gavia Pass gesperrt. Somit müssen wir schon morgen über den Königsberg (Mortirolo) der Strecke. Ihr hört morgen wieder spät Abends von uns.

 

Viele Grüße aus Kaltern

 

Wällster Recovery :-)

 


Teil 4: Etappe 3 Kaltern - Bormio 136km 3300 Hm

Ein Tag an welchem man beim Frühstück nicht daran dachte ins Ziel zu kommen. Leider hatte der Tag gestern mehr Nachwehen als gedacht. Vermutlich stand ich kurz vor einem Hitzschlag. Tierische Kopfschmerzen und alles kühlen und trinken half nichts. Alex hat alles gegeben um mein Dampfkessel unter 40 Grad zu kühlen. Das Frühstück musste ich mir elend und ohne Hunger rein nötigen. Kurz vor dem Brechreiz. Nur der Gedanke den Helm aufzusetzen und den Druck am Kopf zu spüren war schon der Horror.

 

Aber „Mimimi“ und Jammern hilft nicht. Wir sind hier her gekommen um würdevoll über die Pässe zu kommen. So ging es um Punkt 9 Uhr wieder los. Ich angenockt wie ein Boxer in der zehnten Runde und Alex wie die Blüte des Lebens. Zuerst wurden wir unmittelbar nach dem Start 14km auf 900 Meter den Mendelpass hochgejagt.

Aufgrund der Hitze der bereits in den Felsen stand galt es ohne Druck irgendwie oben anzukommen. Bei km 5 habe ich mich gefragt wie ich unter diesem Zustand das Ziel erreichen soll. Aber es gibt nach jedem Tod auch eine Auferstehung. Die hatten wir beide nach km 15 bei der ersten langen Abfahrt ins Tal.

Gefühlt wurde mein Hirn frei und Kühl gepustet und Alex Beine ebenfalls. So lief es auf einmal richtig geschmeidig bis km 70.

Der Passo Tonale war der zweite Anstieg mit 1400 Hm. Der Berg hat es gut mit uns gemeint. Keine Anstiege über 9% und viele Quellen am Wegesrand. Da die Strecke aufgrund von Lawinengefahr geändert wurde war bei km 85 Schluss was die Zeitnahme anging.

Trotzdem mussten wir noch 51km neutral bewältigen. Es gab noch eine malerische Abfahrt. Den Anstieg zum Mortirolo. Eine verdammt harte Nuss - auch wenn man nicht gegen die Uhr fährt und ein Höllen Abfahrt den Mortirolo runter. Eine Herausforderung für die Bremsen und die Hände.

Alles in allem sind wir zufrieden, da es uns beide heute viel besser geht als gestern.

Morgen gehts ins Heidiland in die Schweiz. Wir freuen uns auf die 3. und letzte Königsetappe mit über 3000 Hm.

 

Bis morgen,

 

Alex&Heiko

 


Teil 5: 

Etappe 4 Bormio - Livigno 133km 3300 Hm

 

 

Tubeless funktioniert nur dann wenn die Luft auch hält!

 

Es sollte eigentlich heute unser Tag werden. Gefühlt ging es uns heute morgen prächtig. Wir hatten leckeres Frühstück und geschlafen hatten wir auch top. Von Bormio ging es sofort 1400 Hm hoch auf den Umbrailpass.

 

Bilderbuch Strecke in der oberen Hälfte. Man bekam Gänsehaut von der Kulisse. Sturzwasserbäche und malerische Landschaft bei bestem Wetter. Auch heute war es wieder extrem heiß aber wir lernen damit umzugehen. Unser Vorhaben heute mal richtig drauf zu drücken gelang uns auch bestens. Startnummer 113 Mixed aus Innsbruck war am Gipfel zum Greifen vor uns. Da wir noch genügend Flüssigkeit in den Flaschen hatten stürzten wir uns sofort ohne anzuhalten in die Abfahrt. In der dritten Kehre hörte ich ein lautes

 

„halt“ und „oh Nein“ von Alex.

 

Zum Glück waren wir in der Abfahrt so eng zusammen und ich habe ihren Ruf gehört. Als ich die Fakten dann sah ging echt der Gaul mit mir durch. Platt - und das mit Tubeless. Jeder sagte noch vor der Tour es gibt nichts besseres und man kann 100 Löcher im Reifen haben - die Milch dichtet schon wieder ab. Ruhe bewahren war in dieser Situation nicht ganz meine Stärke. Nach 2 Minuten vergebens den Reifenheber irgendwie in den Klebesalat zu bringen um den Reifen abzuziehen wanderte dieser wutentsetzt im Schneebrett. So wie der stecken blieb wäre das ein Bild wert gewesen. Alex hat zum Glück vollkommene Ruhe bewahrt. Nach weiteren Versuchen ging dann doch irgendwann der Reifen von der Felge ab. Genug Milch war sicher drin. Weiteres dazu gleich. Alex hatte einen Schlauch dabei welchen wir nach dem Aufpumpen und fügen auf die Felgen feststellten dass der Übergröße hat und nicht rein passt. Norbert kennt das gute schwere Stück! Kein Problem - nächster Schlauch von mir und der hat dann gepasst. In der Zwischenzeit kam unsere Rettung. Ein holländischer Mechaniker! Ob er sein Handwerk wirklich verstand ist aber fraglich. Er packte mit an aber auch er hat kaum den Reifen über die Felge bekommen. Als wir dann den zweiten Schlauch drinnen hatten. 7,5 bar auf dem Reifen hatten und das Rad einhängen wollten machte es wieder „Peng“.

 

Alter da bekommt man echt die Krise!

 

Ok, Plan B war ein anderes Laufrad aus dem Auto des Holländers und den Kettenkranz ummontieren. Natürlich hat die Bremse auch nicht gepasst und musste ebenfalls noch nachgestellt werden. Nach sage und schreibe 32 Minuten war das Drama beendet und wir konnten wieder weiter fahren. Natürlich ging das nicht ganz spurlos an Alex vorüber. Mit vorsichtig ging es die Abfahrt dann runter. Als wir fast unten waren hat es mich dann fast geschmissen. Fragt besser nicht warum? Meine Hände klebten von der drecks Milch am Lenker fest und als ich mich aufrichten wollte haben mich die Handschuhe einfach am Lenker fest gehalten. Langsam an der eine Seite brachial ziehen und dann auf der anderen und Gott sei Dank waren die Hände wieder frei. Jetzt galt es erstmal die Gedanken zu ordnen Ruhe zu bewahren und zu überlegen wie wir die Etappe weiter fahren.

 

Da wir ja richtig stark die ersten 90 Minuten gefahren sind beschlossen wir das Feld von hinten aufzumischen. So fuhren wir den 2. Pass mit richtig Druck nach oben. Anschließend ging es in die „Baustellen-Schweiz“ durch Graubünden. So schön die Landschaft und die Straßen waren umso nerven aufreibender waren die roten Ampel. Für uns hieß es 2:4! 2 mal hatten wir Glück und 4 mal standen wir vor einem unbrauchbaren Rot anzeigenden Gegenstand. In Italien dürfen wir überall durch fahren - in der Schweiz gilt die StVO und wer da durchheizt wird disqualifiziert. Wir fanden trotzdem gute Gruppen mit denen wir den Mittelabschnitt mit mächtig Tempo vorüber bringen konnten . Zum Schluss hatten wir noch 2x 350Hm bei Gluthitze welche sich bei 2200 Meter Höhe nicht ganz so heiß anfühlten. Die letzten 11km nach Livigno ist es dann bis ins Tal gerollt. Alex hat zwar nochmal der Schuh gedrückt aber auch dieses Problem konnten wir lösen. So fuhren wir nach ca. 6:30 Nettofahrzeit über die Ziellinie. Trotz der ganzen Umstände sind wir mit dem gebrauchten Tag recht zufrieden.

 

Im Ziel werden wir täglich von hhp und Jentschura perfekt versorgt.

Ohne hhp wären die Beine und der Rücken nicht so wie sie morgens dann komplett hergestellt sind. Unser Dank an Nadine und Olaf. Wir genießen Premium Behandlung. An alle die den Bericht lesen. Ob Fuß, Rücken oder Ganzkörper - es gibt nichts besseres nach harte Sporteinheiten. Der Körper wird komplett regeneriert!

 

Soweit von heute - bei uns gehen jetzt die Lichter aus.

 

Bis morgen dann aus Aprica

 


Teil 6: 

Etappe 5 Livigno - Aprica 110km 2600 Hm
Today you don‘t get gifts!

2 Minuten vor dem Start waren dies die Worte vom Moderator. Er sollte recht behalten und die Worte wiederholten sich. Heute stand trotzdem eine Etappe an welche wir gemäß Profil unter 5 Std finishen wollten.

Zu Beginn hatten wir gleich zwei knackige Anstiege. Alex musste nochmals mit dem Leihhinterrad ran. Trotzdem sind wir die ersten beiden Berge richtig gut hochgekommen. Esther und Falco vom Team Innsbruck waren zu Beginn unsere Bezugspunkte. Leider lassen es die beiden in der Abfahrt so richtig krachen dass wir immer den Anschluss verlieren.

Es ging dann ein 40km lange Abfahrt bis zum Killernerg. In dieser Passage hatten wir heute richtig Glück. Super Gruppe und es wurde geballert wie bei der Tour de France. Es ging durch enge Dörfer vor uns ein Begleitmotorrad und die Carabinieri machte einen herausragenden Job. Der Verkehr wurde top von uns fern gehalten und wir konnten überall durchjagen. Dann kam bei km 68 die Verpflegung bevor es in Marco Pantanis Gedenkberg ging.

Der gefürchtete Mortirolo stand mit 1400 Hm vor uns.

Wir mussten in der unteren Hälfte Steigungen mit 20 Prozent bewältigen. Im Schnitt galt es 13km mit Durchschnittssteigung von 12% zu fahren . Heute hat sich im MixedTeam gezeigt wer am besten Schieben kann. Meine Beine waren heute prächtig. Auch wenn Alex in diesem Pass wie die Muttergottes von Schmerlebach;) gelitten hatte konnte ich sie immer wieder ein paar Hm hochdrücken. Zur Hälfte hatten wir einmal kurz gestoppt um den Druck aus Alex Ballonfüssen zu nehmen. Danach ging es wieder besser. Wir sammelten mit jedem Hm Team für Team. Als wir eine Engländerin überholten man muss dazu sagen Teamfahrerin Mixed fragte sie ob sie auch geschoben werden kann.

Ich schaute nach hinten - Tatsache sie hat mich gemeint. Im ersten Moment dachte ich mich tritt ein Gaul;) meine Antwort lautet nur - today you don‘t get gifts!

In Jürgen Kunkel‘s Worte ausgedrückt. Jetzt wor se gebroche!

Als wir mit Dampf oben abkamen ging es 11km wellig und dann 15km bergab. Nach rasanter Abfahrt lieferten wir uns noch einen schönen Zielsprint mit dem österreichischen MixedTeam Startnummer 29. Diese sind aber heute morgen weit hinter uns gestartet und hatten Nettofahrzeit ein kleinen Vorsprung. Im Ziel angekommen traute ich meinen Ohren bzw. meinen Augen nicht. Irgendwas bläst doch hier ab. Als ich dann Alex Vorderrad sah und eine Pfütze Milch auf der Straße war muss ich echt allen Aussagen zum trotz von gestern sagen, dass Tubeless wohl doch auch was Gutes sein kann. Alex hatte einen 3 cm langen Riss längs im Reifen welchen die Milch dicht gehalten hat. Da hatten wir einen großen Schutzengel und das Glück heute auf unserer Seite.

Im Ziel gab es wieder Standardpflege von Kopf bis Fuß und die Reifen wurden vom Schwalbeteam neu aufgezogen. Jetzt wo wir im Bett liegen sind wir wieder fit wie ein Turnschuh und freuen uns auf die 6. Etappe.

 

Gute Nacht aus Aprica


Teil 7: Etappe 6 Aprica - Ossana 83km 2200Hm

 

Ein perfekter Tag!

 

 

Schon heute morgen beim aufstehen spürte ich dass es so ist wie ich es Alex prophezeit habe. Je länger das Rennen umso besser die Beine.

Nachdem wir 15km vom Start und Ziel untergebracht waren hatten wir heute morgen schon die erste tolle Erfahrung mit den netten einheimischen Italiener. Der Taschenshuttle hat uns mit hoch zum Start genommen. Aussage von unserer lieben Hausmama wenn das Taxi zu spät kommt hat es Pech gehabt;) So waren wir wie immer ca. 8:10 am Startgelände. Routine der letzten Tage abspulen und dann ging es wieder 9 Uhr ab in die Berge.

 

Das erste Highlight hatten wir schon nach 800 Meter. Von hinten näherte sich ein Krankenwagen mit voller Musik. Das Feld machte Platz - der Panzerfahrer namens Alex hielt fest die linke Spur. Dass ein Martinshorn noch lauter gestellt werden kann wusste ich bis heute nicht. Das Fahrerfeld hatte einen Gehörsturz bekommen und dann machte auch meine liebe Alex artig Platz.

Dann ging es nach 1,5km sofort den Mortirolo von der anderen Seite hoch. Da ich heute Marco Pantani Beine hatte und mir gefühlte Segelohren gewachsen sind (ihr kennt ihn von früher) sind wir sofort mit Seitenausleger in den Berg. Ich habe heute Wattwerte mit Schieben getreten wie mein ganzes Leben noch nicht.

Neuer FTP best ever!

Alex hat super den ersten Berg mit hochgearbeitet. Wir konnten auch viele überholen. Auf dem welligen Flachstück oben hatten wir eine super Gruppe und dann ging es in die Abfahrt. Neue Tubeless Reifen und bekanntes Setup ließen Alex zur alten Stärke in der Abfahrt zurück kehren.

Ich bin ganz ehrlich - sie ist mir sogar davon gefahren.

Überholt wurden wir nur von 6 Fahrern. Respekt das war ne Nummer! Jetzt ging es in den 2. Anstieg hoch zum Passo del Tornale. Es war wieder brutal heiß und es gab Stellen mit aufgeweichten Asphalt. Aber das änderte nichts die letzten Kräfte zu mobilisieren. 14 km leiden für Alex. Wir sind heute in Bereichen gefahren wo wir die letzten Tage nicht waren. Nicht reißen lassen, push und hurry up musste sie immer wieder von mir hören wenn es im Ziehharmonika Effekt vor unseren Mitstreiter ein Loch gab. Wir schoben und kämpften uns zusammen den Gipfel hoch.

Die netten Italienischen Supporter der Startnummer 40 spendierten uns noch eine eisgekühlte Radflasche. Alora alora benissimo! Das Land ist einfach genial Radsport verrückt. Unter voll Adrenalin stürzten wir uns in die letzte Abfahrt. Viele lange Geraden und offene Kurven ließen hohes Tempo zu. Kurz vor dem Ziel haben wir noch einen Gestürzten in Silberdecke eingewickelt gesehen. So ist man am Ende immer dankbar wenn man sturzfrei über die Ziellinie fährt.

Heute waren wir super happy, da dies wohl mit Abstand die beste Leistung der letzten Tage war. Alex ich verbeuge mich, das war heute ganz großes Kino. Super happy pflegen wir nun unsere Körper. Und heute gibt es nicht erst zum Moonlight den Bericht, denn schließlich waren wir auch früher im Ziel.

 

Grüße aus Ossana

 

Teil 8: Etappe 7 Ossana - Riva del Garda 101km 2200 Hm
Unser letztes Tageswerk!


Heute standen die letzten Kilometer auf dem Programm. Uns ging es wie ein guter Wein. Je länger er liegt umso besser wird er. Exakt so ging es uns die sieben Tage. Viele wurden müder wir wurden besser. So standen wir in Ossana an der Startlinie. Gefühlt hatte ich heute morgen nicht die Wunderbeine von gestern aber trotzdem war der Körper in top Zustand. Alex hatte auch ein gutes Körpergefühl.

 

Es ging auch heute erstmal 6km durch Baustellen neutralisiert Tal abwärts. Danach sofort in einen Pass mit 1000Hm. Die erste Hälfte war recht steil. Wir wollten und konnten heute erstmal nicht so Feuer geben wie gestern. Es galt die Kräfte gut einzuteilen und irgendwie nicht so viel Zeit auf unsere russisches MixedTeam zu verlieren.

Nach dem ersten Drittel des Anstieges war das Laktat von gestern aus den Beinen und der Motor konnte wieder in den 6. Gang gelegt werden. Wir pflügten wieder zusammen mit geballter Kraft den Berg hoch und waren kurz vor der Passhöhe bei unseren bekannten Sparringspartner. In der anschließenden Abfahrt brachte mich Alex an meine fahrerischen Grenzen. Bremse auf und Feuer! Ich glaube sie hat jegliche Angst verloren und selbst den schnellsten Männer jagt sie hinterher. Es ist sogar soweit dass wir in der Abfahrten Fahrer überholen. Dort wo wir Anfang vorsichtig gefahren sind können wir zumindest im Mittelfeld in den Abfahrten in der letzten Etappe mithalten. Wahnsinn wie sich Alex binnen 7 Tage hier entwickelt hat.

Es war aber nie so dass wir über den Grenzen gefahren sind. Kontrolliertes Risiko und nicht mehr. Der 2 Anstieg hatte dann nochmal 600 Hm und die aller letzten zweistelligen Steigungsprozente. Alex fuhr ohne an der Verpflegung anzuhalten bei km50 durch und ich machte den Wasserträger. In der Mitte des Berges waren wir wieder 3 MixedTeams und wie immer haben wir uns bis zum Gipfel gegenseitig gebattelt.

Jetzt nur noch 2 kleine Pässe und dann dürfen wir bis zum Gardasee Abfahren.

 

Wir sind ganz ehrlich - die letzten 400-500Hm taten richtig weh.

 

Die Muskulatur und der Kopf wurde so langsam doch leer. Wir haben die letzten km nochmal hart gearbeitet und dann bei km 88 in einer Abfahrt im Kreisel stand ein Polizist mit erhobener Fahne und rief „The Race is finished“ Was?warum? normal war doch die Zeitmessmatte bei km 94. Alex hielt an und fragte nach der Ursache. Aufgrund eines schweren Motorradunfalls, keine Tourbeteiliegten, wurde das Rennen bei der Zeitmessmatte bei km66 gewertet und wir konnten entspannt Richtung Riva rollen. Bei solch einer Botschaft kann im ersten Moment kein Glücksgefühl hochkommen da wir damit rechnen mussten dass nach jeder Kurve wir evtl an dem Unfall vorbei kommen. Zum Glück war aber davon auf den letzten Metern nichts mehr zu sehen. So sind wir kurz nach 13 Uhr glücklich über die Ziellinie gerollt und vielen uns Schlagkaputt glücklich in die Arme. Natürlich haben wir es uns die nächsten Stunden bei Eis, Café und Freiluft Anwendung bei HHP so richtig gut gehen lassen. Um 20 Uhr begann dann die Abendveranstaltung und um 01:45 gingen auch bei uns die Lichter im Hotelzimmer aus.

Tourfazit:
Ich hatte die perfekte Teampartnerin mit Alex. Das Rennen hätte bis auf ein paar Kleinigkeiten nicht besser laufen können. Wir haben nach einer perfekten Vorbereitung uns exakt das Ziel gesteckt, welches wir auch erreicht haben.
Den 20. Platz im MixedTeam und eines der besten in Deutschland! Ein perfekt organisiertes Rennen, welches wir bei strahlendem Sonnenschein genießen durften. Eine malerische Strecke mit bleibenden Erinnerungen für die Ewigkeit. Die Radsport verrückten Italiener haben uns auf jeder Etappe den letzten Push verleitet. Und wer denkt wir hätten öfter mal ein Pipistop gemacht den können wir eines besseren belehren. Wir haben 7 Tage lang wirklich 7 Tage lang BEIDE alles ausgeschwitzt.

Danksagung!
Wir bedanken uns bei allen daheim für die lieben aufbauenden Worte, die mit uns mitgefiebert haben. Die brennenden Kerzen unserer Mütter und allen die uns in der Vorbereitung mit unterstützt haben. Ein Dank an unsere Freunde für das Verständnis, dass wir aufgrund des hohen Trainingspensums die letzten Wochen oftmals keine Zeit für spontane Treffen hatten. Ihr wart einfach Klasse!

 

Bis bald Alex & Heiko



Viel Spaß auf der Finisher Party.

 

Bis evtl Mittwoch.