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Athletenbericht Thomas Mauerhoff vom Ironman Frankfurt 06.07.2014

Es sollte ein großes Fest werden. Die Vorbereitung lief gut. Die Trainings- und Wettkampfergebnisse waren vielversprechend, die Vorfreude war riesen groß. Aber dieser Bericht handelt von einem Ironman. Da weiß man nie, was passiert…

Es ist 5:00 Uhr morgens am Langener Waldsee. Wir sind wie fast immer die ersten am See. Alles ist bereit für meine 6. Langdistanz. Auch Yvi nimmt zum dritten Mal hintereinander nach Frankfurt (2012) und Roth (2013) an einer Langdistanz teil. Die Vorzeichen haben sich deutlich verändert. Beide wollen wir nicht mehr nur ankommen oder mit der Masse mitschwimmen. Dafür haben wir zu viel Erfahrung und diesmal auch zu viel investiert. Seit November bereiten wir uns auf diesen einen Tag vor.  Wir sind

230 km geschwommen.
6625 km Rad gefahren und
1600 km gelaufen.

Das sollte für einen guten Wettkampf reichen. Zum ersten Mal haben wir uns einen Trainer gegönnt. Claudia Hille machte einen super Job. Kontinuierlich konnten wir unsere Trainingsleistungen steigern. Wir haben das anspruchsvolle Training trotz aller Strapazen genossen (Danke Claudi!!!)

Ein neues Rad war auch nötig. Schließlich startete ich in eine neue Altersklasse und die Qualifikation für die WM auf Hawaii sollte in greifbarer Nähe sein. Neue Laufräder konnte ich mir von Stenger-Bike ausleihen. Yvi fuhr mit den schnellen Rädern von Klaus Ulrich (MAS). Danke an beide Unterstützer!

Ich war also wie Yvi top vorbereitet und habe mich vor dem Start gut gefühlt. Alle Pseudo-Krankheiten, die ich in der letzten Woche so hatte (Schnupfen, Kreuzbeschwerden etc.), waren rechtzeitig verfolgen.

Ich durfte ja sogar in der ersten Gruppe mit ca. 450 Startern schwimmen.

Schwimmen:

Die Andacht, die Nationalhymne, sonst ergreifend, inzwischen fast schon Routine.

Das Schwimmen begann relativ entspannt. Ich kam gut weg und habe sogar ab und zu Füße zum hinterherschwimmen gefunden. Die Zwischenzeit konnte ich bei 1000 m erkennen: 18:40 Minuten. Das fing doch gut an!

Beim Landgang kam dann der erste Hammer. Mein Kreislauf machte mir große Probleme. Ich wollte große Schritte machen um den Wasserwiderstand zu umgehen. Aber da habe ich schon die Beine nicht hochbekommen - und das nach 2,1 km Schwimmen. Der Rest vom Schwimmen war anstrengend. Die Zeit nach dem Schwimmausstieg schon ernüchternd. Ich war 4-6 Minuten hinter meinem Zeitplan. Trotzdem war ich guter Dinge. Meine Stärken hätten jetzt ja kommen sollen...

Der Wechsel zum Rad war ganz ok, auch wenn mir der Lauf zum Rad schon sehr schwer fiel!

Radfahren

Das Radfahren von Beginn an eine einzige Katastrophe!

Als erstes war mein Klettband für meinen Trinkschlauch nicht mehr vorhanden, so dass der Trinkschlauch 180 km lang auf dem Fahrrad umher bammelte. Dann löste sich der Klett meiner Satteltasche, was zufolge hatte, dass bei jedem Tritt der Klett an meiner Hose hängen blieb. Das konnte ich in akrobatischer Manier von Zeit zu Zeit reparieren. Von Anfang an habe ich kein Druck auf die Pedalen bekommen. 170-180 Watt standen auf der Garmin-Uhr, erhofft waren 230 Watt. Dafür waren allerdings die Pulswerte in unnormaler Höhe (135-140). Aber davon wollte ich mich nicht verrückt machen lassen. Ich wollte meinen Rhythmus finden.

Ortsausgang Frankfurt (km 20) übersah ich dann eines der zahlreichen Schlaglöcher. Meine weiße Dreiecksflasche mit allen Kohlehydraten segelte parallel zum Fahrrad auf der Straße Richtung Bürgersteig. Ich fluchte kurz aber heftig, entschloss mich zum anhalten und umkehren, um die Flasche wieder an mich zu nehmen. Die entgegenkommenden Radfahrer schauten verwundert zu.

Trotzdem bemühte ich mich weiterhin Ruhe zu bewahren. Am ersten Anstieg in Bergen-Engheim nahm ich bewusst das Tempo noch weiter raus. Wie erwartet überholten mich sehr viele Radfahrer. Vor der Kopfsteinpflasterpassage in Hochstadt nahm ich sicherheitshalber meine Flasche aus der Halterung und steckte sie ins Trikot. Alles etwas kompliziert aber es erfüllte den gewünschten Effekt. Ich hatte die Flasche noch und steckte sie wieder zurück. Der „Hühnerberg“ tat mir ungewöhnlich weh in den Oberschenkeln. Auch hierüber wollte ich mir noch keine Gedanken machen. In der Abfahrt konnte ich wieder einige Meter gut machen. Aber irgendwas stimmte nicht mit meinen Beinen. Die Geschwindigkeit und Wattwerte passten immer noch nicht zu meinen Pulswerten.

Bei km 45 sehe ich eine große zusammenfahrende Gruppe im Abstand von ca. 100 m vor mir fahren. Ein Motorradfahrer mit einem Kampfrichter gesellt sich dazu. Der Kampfrichter diskutierte lautstark mit der Gruppe. Diese lies sich davon aber nicht beindrucken. Inzwischen war auch ich zur Gruppe aufgefahren.  Das Motorrad war immer noch neben der Gruppe. Ich entschloss mich die Gruppe zu überholen. In diesem Moment, als ich den letzten der Gruppe überholen will, dreht sich der Schiri um, deutet auf mich und erklärt, dass ich nun eine Zeitstrafe bekomme. Meine Konversation mit dem Schiedsrichter ist nicht jugendfrei. Meine erste Zeitstrafe im 34 Triathlon oder Duathlon. Auch diesen Hinweis ignorierte der Kampfrichter mit den Worten: „Einmal ist immer das erste Mal!“.

Ich versuche mit der neuen Situation umzugehen. 5 Minuten hatte ich beim Schwimmen verloren. 7-8 Minuten wird mich die Zeitstrafe kosten. 10 Minuten hatte ich Puffer zu meiner selbst gesetzten Mindestzeit. Alles noch gut.

Da endlich ein Schild „Penalty-Box 500 m“. Ich fahre eine gefühlte Ewigkeit bis ich in einer Abfahrt links ein kleines Zelt sehe. Das muss die Strafbox sein! Ich bremse ab und werde fast von einem Kollegen gerammt, als ich  links abbiegen will. Oh nein, das war nicht die richtige Box. Beim nächsten Zelt rechts halte ich an, aber auch hier werde ich weiter geschickt. Endlich bin ich in der richtigen Box. Ich bekomme eine Uhr in die Hand gedrückt mit 6 Minuten auf der Uhr. Anstatt mein Rad zu richten schmolle ich in der Box. Nach 2 Minuten kommt unser Fuerte-Kollege Thomas Hock zu uns. Auch er hat nach 15 Jahren Triathlon seine erste Zeitstrafe bekommen. Ein weiterer Schiedsrichter bestätigte mir, dass die Auswahl der Zeitstrafen reine Willkür sei!

Endlich geht es weiter. Der Wind steht jetzt auch gut. Der Puls ist durch die Ruhepause unten und es läuft besser – bis Friedberg. Hier bekomme ich die ersten muskulären Beschwerden. Es fängt in der Kniekehle an. Hier hatte ich noch nie etwas. Dann erst der rechte und dann der linke Oberschenkel. Jede kleine Steigung macht mir wirklich Probleme. Ich fluche leise vor mich hin, versuche mich mit meinem Schicksal zu arrangieren. Aber der Blick auf die Uhr zeigt, dass das heute nichts wird. Kaum 200 Watt standen dort im Schnitt. Die durchschnittliche Geschwindigkeit ging auch von km zu km weiter runter. Kein Wunder, ich konnte ja kaum noch schmerzfrei treten. In Bad Vilbel dann Norbert und Michael. Ich werfe ihnen einen verzweifelten Blick zu. Aber auch sie können mir nicht helfen. Ich quäle mich den Berg hinauf.

In Frankfurt endlich ganz viele Menschen. Ansonsten waren es diesmal enttäuschend wenige Zuschauer bei bestem Zuschauerwetter an der Radstrecke.

Die nächsten Anstiege musste ich noch langsamer fahren. Egal ob im Wiegeschritt oder im Sattel, es tat einfach alles weh. Zwischendurch ging es dann mal wieder eine Weile. Aber das dauerte leider nicht lange.

Der letzte Anstieg wieder in Bad Vilbel war wieder schrecklich. Hier am Ende der Strecke lagen eigentlich immer meine Stärken. Aber heute waren alle Stärken meine Schwächen. Der Schnitt ging runter auf 33,6 kmh. Ich war sehr enttäuscht, wusste ich doch, dass unglaublich viele Fans für Yvi, Heiko und mich an der Laufstrecke stehen werden.

Vielleicht kann ich wenigstens noch einen guten Marathon laufen. In Roth und vorher in Frankfurt ist mir das auch gelungen, obwohl ich auch da müde vom Radfahren war.

Der Wechsel zum Laufen war dann wieder ganz gut. Leider waren die Wechsel das Beste am ganzen Tag…

Laufen

Meine Leidensgeschichte geht weiter. Ich startete in meinem geplanten Tempo an (4:50 Min/km). Das ging genau 3 km gut. Mein Akku war endgültig leer und ich hatte noch 39 lange km vor mir. Aufgeben oder weitermachen dass war die Frage? Claudi und Arnd redeten auf mich ein. Manni kam zu mir. Ich jammerte und er sagte zu  mir: „maui, egal was noch passiert, aber Du finisht das Ding heute!“.

Es ging wirklich nur noch um das Ankommen. Die Motivation war auf

Nullpunkt. Ohne die Fans der TSG, TVG, Großwallstadt, Ewersbach, die gesamte Familie, Telekom-Kollegen, Fuerte-Kollegen wäre ich keinen Meter mehr gelaufen. Aber ihretwegen musste ich durchkommen.

Der Lauf war dann ein Stopp-And-Go Angelegenheit. Immer wieder musste ich Gehpausen einlegen. Zwischen den Gehpausen konnte ich ein normales Tempo laufen (5:10 – 5:30 min/km).

Immerhin schien Yvi ein gutes Rennen zu machen. Immer wieder hörte ich, dass Yvi gut drauf war. Ich erwartete eigentlich, dass sich mich einholte. Aber soweit kam es dann doch nicht.

Die Runden zogen sich fürchterlich. Meinem Körper ging es nicht besser. Die Suche nach Erklärungen verlief erfolglos.

Aber die tausende von Rufen von meinem Namen oder meinen Spitznamen verstummten bis zum Ende nicht. Also lief ich doch immer weiter. Die letzten 4 km konnte ich dann noch mal am Stück laufen.

Der Einlauf in den Zielkanal war diesmal eher eine Erlösung. Zu groß war die Differenz zwischen dem erhofften und dem erzielten Ergebnis. Erst kurz vor dem Ende hatte ich überhaupt auf die Gesamtzeit geschaut.

Heute bin ich sehr froh, dass ich nicht aufgegeben habe. Ich hätte es mir nicht verziehen. Es war aber diesmal wirklich mein härtester Wettkampf. Wie sagte Claudi während des Laufens zu mir: „Du brauchst Dich nicht zu entschuldigen, es ist eben ein Ironman!“

Danke an alle, die an mich geglaubt haben und mir in einer schweren sportlichen Stunde zur Seite gestanden haben!

Sportliche Grüße

maui