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Athletenbericht Ralf Orth

 

Meine erste Triathlon Mitteldistanz (was alles geschah)

 

Nach dem ich schon ein paar Olympic Distanzen absolviert habe und von den vielen Leistungen der Vereinskollegen erfahren habe, ist auch bei mir die Idee geboren worden eine weitere Stufe zu gehen.

 

Der Plan schien ganz einfach. Trainingsplan aus dem Internet und los geht’s. Schwimmen kann ich, 80km Radfahren auch und die Laufdistanz kann ich mir antrainieren.

 

Herbst 2017 stand das Lauftraining im Vordergrund. Erstmal mit guten Fortschritten, bis dann mal das Knie ein bisschen weh tat oder der ein oder andere Muskel mal nicht wollte. Na ja das wird schon wieder und immer schön durchhalten. Silvesterlauf 2017 war dann der Absturz. Auf einmal ging gar nichts mehr, selbst die Treppe  war schon ein Hindernis. Also zum Arzt und Orthopäden, Einlagen bekommen und als Enddiagnose Knochenhautentzündung. Auf die Frage was ist das Beste was ich tun kann, bekam ich die Antwort „Nichts tun“. Nichts tun, aber ich wollte doch … . Doris hat mich in dieser Phase sehr unterstütz das ich halt das Jahr 2018 langsamer angehe und mich zurückhalte.

 

2018 war das Jahr meine Wunden auszuheilen und die Trainingsumfänge langsamer aufzubauen. Dies lief so gut das ich mich für unseren Teamevent 2019 in Ingolstadt zur Halbdistanz angemeldet habe. Für meine Sportfreunde Vorbereitung für den Ironman in Frankfurt, für mich ein Höhepunkt 2019.

 

Hebst 2018, Winter 2018/2019, Frühling 2019, alles ohne Krankheit oder Verletzung, Voll im Trainingsplan. Noch ein Triathlonanzug Kurzarm bestellt und bekommen. Voll in Form, füllte mich absolut in Bestform. Wollte nur mal den Kurzarm Anzug testen ob er passt, einfach mal meine Trainingsstrecke fahren. Baaamm!! Da haut mich in Trennfurt ein E-Bike Fahrer von der Straße und ich finde mich nach einem Einschlag in der Hausmauer im Blumenbeet wieder. Mit Blut im Mund und Aufschürfungen am ganzen Körper war mein erster Gedanke. Scheiße alles vorbei und umsonst. Hier ein Dank an meine Frau und alle meine Sportfreunde die mich hier aufgefangen haben. In Ingolstadt zuzuschauen hat zum einen weh getan nicht selbst mitzumachen, aber um die Temperaturen auf der Laufstrecke habe ich auch niemanden beneidet.

 

Im Laufe des Jahres 2019 fing ich langsam wieder an zu regenerieren so dass die Olympic Distanz in Niedernberg mit Würde machbar war. Die Form kam Schritt für Schritt zurück und ein neuer Plan für 2020 wurde in der Umkleide nach der Stabi geschmiedet. Auch hier Dank an Norbert und Maui für die Hinweise, Beratung und Unterstützung. Also im Frühjahr ein Marathon (Mainz 10.Mai) im Sommer eine Halbdistanz (Moret Münster 21.Juni) um zu wissen ob vielleicht ein Ironman im Folgejahr drin ist und im Spätsommer (Kulttriathlon 16.August) eine Halbdistanz in Immenstadt als Teamevent. 2021 dann ein Ironman in Frankfurt.

 

Herbst 2019: Alle Trainingspläne stehen. Training läuft gut, alles in Plan. Frühjahr 2020 kam eine Meldung von einer neuen Virusinfektion die unser aller Leben verändern sollte. Ein um die andere Einschränkung wurde beschlossen. Mitte März auch die Meldung das der Marathon in Mainz abgesagt wird. So der erste Dämpfer. Macht nichts, Trainingsplan von Marathonvorbereitung auf Triathlon für Moret (flache Strecke) umgestellt. Mitte April, Moret Triathlon ist auf 20. September verschoben. Trainingsplan erneut umgestellt, von flache Strecke auf Höhenmeter für Immenstadt.  Ende Mai, Absage Kulttriathlon in Immenstadt. So ein misst, wird wohl wieder nichts dieses Jahr. Die Luft war raus, Training war nur noch auf Sparflamme. Aber da war doch noch der verschobene Triathlon am 20.September. Also doch noch mal motiviert und Training wieder hochgefahren. Ich nannte es Angsttraining. Vor Angst das der Triathlon in Münster doch noch stattfindet. Gut so den am 14. September kam die Nachricht. Der Triathlon findet unter verschärften Maßnahmen wegen Corona am 20. September statt.

 

19. September: Tag vor dem Wettkampf

 

Die Anspannung wächst, bin schon langsam ein bisschen aufgeregt. Zur Startnummernausgabe nach Babenhausen an den See gefahren, mit dem Hintergrund mir die Wechselzone und die Laufstrecke mal anzuschauen. Denn ich wusste nicht welche Laufschuhe ich eigentlich anziehen soll. Ok so richtig zum Beruhigen war die Besichtigung nicht. Tolle Schwimmstrecke, gute Radstecke, Wechselzone mit dem Rad durch tiefen Sand aber bei dem Abfahren der Laufstrecke oh jee. Zum Glück hatte ich mein Mountainbike dabei. Sandwege, Feldwege mit tiefen Löchern, wird halt teilweise ein Crosslauf. Am Abend dann alles Vorbereitet, Rad ins Auto, Tasche gepackt und immer mit dem Gedanken „was habe ich vergessen“.

 

20. September: Wettkampftag

 

Die Anspannung wächst und wächst. Schon beim Frühstücken ist mein Puls gefühlte 20 Schläge mehr als sonst. Nach Babenhausen an den See gefahren und die Wechselzone eingerichtet. Sau kalt war es, 10°C Außentemperatur. Nun kam bei dem gesamten Starterfeld die Frage auf „Neo ja oder nein“. Wasser 21°C, die Kampfrichter haben nur mit den Schultern gezuckt. Mir selbst war die Frage mit dem Neo nicht wegen der Wassertemperatur, sondern ich habe gefroren mir war kalt. 20 Minuten vor dem Start zogen alle einer nach dem anderen den Neo an, also ich auch. War angenehm warm im Neo um an den Start zu gehen. Start im Rolling Start Verfahren 8 Teilnehmer alle 20 Sekunden. Bis ich ins Wasser darf ist die erste Gruppe schon 7 Minuten unterwegs.

 

Schwimmen:

 

Also von der Startlinie ins Wasser. Ohne Einschwimmen, ohne die Brille nass machen zu können. Dennoch sehr entspannt da das Feld schon am Start weit auseinander gezogen war. Die ersten 500 Meter liefen gut ohne Probleme. Erste Wendeboje kein Problem, ich war teilweise ganz alleine ohne Begleiter. Meine Startergruppe war schnell weit hinter mir und an die vorderen Gruppen war kein rankommen. Dann lief die Brille langsam an. Naja konnte sie ja vor dem Start nicht nass machen. Nach der zweiten Wendeboje an die ich mich schon Einäugig ran getastet habe vollkommen orientierungslos. Also Brille gespült und mal gekuckt wo ich überhaupt hin muss. Ok, letzte lange Gerade auf dem direkten Weg einen nach dem anderen überholt.

 

 

 

Wechsel Schwimm -> Rad:

 

Fühlte mich sehr wohl nach dem Schwimmen. Neo Aus, Helm und Schuhe an, nochmal was getrunken und ein Gel genommen und auf zur Radstrecke.

 

 

 

Radfahren:

 

In die erste Runde rein und mir kommt schon der Erste entgegen. Dann bei km 5 überholt der mich mit einem Tempoüberschuss. Ich habe gedacht ich stehe. Dennoch habe ich mich bewusst an meine Marschrichtung gehalten mit einem 31er Schnitt sauber durchzutreten. Nach dem der Raser mich überholt hat habe ich mal auf die Uhr geschaut und nur gedacht was für eine geile Schwimmzeit war das den. Habe mich bis in die letzte Runde Gut gefühlt obwohl der Wind immer stärker wurde und die Rückrunde natürlich mit Gegenwind war. Immer mit dem Hintergrund du brauchst die Beine noch zum Laufen nicht von den schellen Radfahrern beeinflussen lassen. Nach dem Radfahren standen nach 85km ein 31,6 Schnitt auf der Uhr. Voll im Soll.

 

 

 

Wechsel Rad -> Lauf:

 

Vom Rad runter, 20m mit dem Rad durch tiefen feinen Sand und dann zum Wechselplatz. Rad hingestellt, Helm ab, Laufschuhe an und los geht’s. Wenn ich nicht seit der dritten Radrunde mal dringendst Pinkeln müsste. Also hin zum Diksi, beide besetzt und es steht noch einer davor. Aber ich muss mal. Wie ich mir überlegt habe weiter zu laufen geht die Tür auf. Ok zurück in den Diksi. Was für eine Wohltat. Raus und ab zum Laufen.

 

 

 

Laufen:

 

Esten Kilometer fühlte ich mich sehr gut. So gut das km 4 mir mit 5:09 selbst zu schnell vorkam und ich mich bewusst zurückgenommen habe. Nach Runde 1, alles Gut weiter so. Nach Runde 2, es wird heißer und heißer, kein Schatten. Die sandigen Feldwege gehen auf die Beine. Die Runde 3 tut schon richtig weg. Runde 4, die Waden machen zu, kann meine Füße nicht mehr gerade halten. Das ständige schräg laufen oder den Löchern ausweichen fordert seinen Preis. Ich Gehe, war ganz kurz vor dem Wadenkrampf. Dann kam ein kurzes Stück Straße und ich konnte wieder anlaufen und der Muskel entspannte sich wieder. Straße verlassen und auf den nächsten sandigen Feldweg und die Krämpfe waren sofort wieder da. Den letzten km bis zum Ziel habe ich mich mehr schlecht als recht Fortbewegt. Aber das Ziel war der Weg. Also nochmal alles zusammengenommen und immer nahe an der Krampfgrenze durchs Ziel. Ja ich habe es geschafft. Im Ziel auf der Zeitanzeige war da was von 5 Stunden 14 Minuten gestanden. Ich dachte nur ist das die Zeit von der Mitteldistanz?  Schau auf meine Uhr und kann nicht glauben was ich da sehe. 5 Stunden 7 Minuten. Einfach nur geil, da ich ja unter 6 Stunden finishen wollte.

Ja ich habe meine erste Mitteldistanz geschafft, und wie, einfach geil, überglücklich und stolz wie ein Honigkuchenpferd. Und so sieht das aus.

 

 

 

Im Nachgang möchte ich mich noch bei euch allen für die Unterstützung, das aufbauende Wort, Motivation und gemeinsamen Spaß bedanken. Ohne euch wäre das nicht möglich gewesen und hätte nur halb so viel Spaß gemacht. Nach dem Motto, nach dem Wettkampf ist vor dem Wettkampf, kommt ja vielleicht  im nächsten Jahr ein Athletenbericht. Mein erster …… .

 

Last euch überraschen. UND… Nie den Spaß verlieren!

 

Gruß Ralf